Deutscher Kunstpreis 1949

Katalog

Unter dem Titel „Deutsches Kunst-Preisausschreiben 1949“ veranstaltete die Amerikanische Militärregierung, vertreten durch Louis M. Miniclier (Cultural Adviser) und Stefan P. Munsing (Direktor des Amerika-Hauses München) einen Wettbewerb für junge Künstler.  Das Ziel war es, die vom Nationalsozialismus bedrängte freie bildende Kunst wieder neu zu beleben. Die Teilnahmebedingungen begrenzten das Höchstalter der Einsender auf 40 Jahre: man wollte junge Künstler ansprechen und – so steht zu vermuten – im Nationalsozialismus Etablierte bereits durch die Altersgrenze ausschließen.

Die Ausstellung fand in Stuttgart im Lindenmuseum vom 1. – 27. August 1950 statt. Laut Katalog *1) dieser Ausstellung wurden über 6000 Werke eingesandt und davon 175 ausgewählt.

Mit der Zeichnung „Die Rast“ (Kat.Nr. 231a) war Hölzler in dieser Auswahl. Das Werk befindet sich im Archiv der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, es wurde nach der Ausstellung vermutlich vom Freistaat Bayern angekauft.

*1) Katalog im Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Signatur Kat. Ausst. Stuttgart 1950/8

Kat.-Nr.. 221a »Die Rast«, 1945
1949 eingereicht für den Deutschen Kunstpreis 1949

Der Katalogtext innen (rechts):

Zu Weihnachten 1949 wurde in München der Deutsche Kunstpreis 1949 ausgeschrieben. Der Amerikaner Blevin Davis hatte für die besten 10 eingesandten Werke insgesamt Dollar 5.000.- und einige Auslandsreisen als Preise ausgesetzt. Die Teilnahme stand allen deutschen Künstlern offen, die nicht älter als 40 Jahren waren. Zugelassen waren Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Graphik.

Über 6.000 Werke wurden eingesandt. Sie kamen aus allen Zonen und Ländern Deutschlands und vertraten die verschiedensten Stilrichtungen.

Eine internationale Jury wählte in mühevoller Arbeit die 10 preisgekrönten Werke und 165 weitere aus, die – als Querschnitt durch das Schaffen der jüngeren deutschen Künstlergeneration – bisher in München, Düsseldorf und Berlin gezeigt wurden. In Stuttgart soll die Ausstellung jetzt ihren Weg durch Deutschland beenden.

Die einzelnen Werke – außer den fünf ersten Preisen und soweit nicht anders angegeben – sind verkäuflich, dürfen aber nicht vor Ende der Ausstellung entfernt werden. Der Verkauf selbst ist ausschließlich Angelegenheit des betreffenden Künstlers.

Preisträger

Die zehn Preisträger waren:

Georg Meistermann– 1. Preis
Leonhard Wüllfahrth – 2. Preis
Max Imdahl – 3. Preis
Heinz Trökes – 4. Preis
Arthur Fauser – 5. Preis
Gerhard Fietz – 6. Preis
Hann Trier– 7. Preis
Wilhelm Neufeld– 8. Preis
Hermann Bachmann– 9. Preis
Rudolf Scharpf (Werk: Ergebung) – 10. Preis

Insgesamt urteilt Prof. Dr. Christian Fuhrmeister, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Forschungsabteilung, im Juni 2025 über die gesamte Liste der 175 berücksichtigten Künstler:

„Überraschend ist für mich der relativ hohe Anteil von Künstlern, die später Karriere machten / Beachtung / Stellen erhielten“

Jury

Die Jury war namhaft besetzt:

Prof. Willi Baumeister, Stuttgart
Dr Ludwig Grote, München
Dr. Werner Haftmann, Murnau
Prof. Max Huggler, Bern
Dr. H.L.C. Jaffé, Amsterdam
M. Jean Leymarie, Paris
Prof. Ewald Mataré, Düsseldorf
Rr.Henry Varnum Poor, USA
Dr. Hans Röthel, München
Dr. Ernst Günther Troche, Nürnberg

Ein mehrstufiger Auswahlprozess führt zu einer immer engeren Auswahl von Künstlern. Schließlich sind die 10 prämiierten Künstler bestimmt.

Die Jury lobt den „persönlichen Schwung und die Intensität“ der  „erstzunehmenden Einsendungen“ und stellt den Trend zur Abstraktion bei den „Begabten“ fest.

„Aktdarstellungen im alten akademiachen Sinne“ sind selten geworden, Arbeiten mit religiösen Themen scheiden aus Qualitätsgründen nahezu alle aus. „Gesellschftskritische Themen, Kriegsbilder, Ruinen oder sogenannte ‚Elendsmalerei'“ werden nur vereinzelt eingereicht: Hölzler findet sich somit in einer Randgruppe wieder.

Abstaktion – ja, „abstrakte Scharlatanerie“ – nein: dem begenet die Jury „durch strikte Ablehnung“.

Zusammenfassend stellt die Jury wieder einmal das alte Missverhältnis zwischen dem konservativen Charakter der Akademien und der „vorwärtsdrängenden Jugend“ fest und beklagt dabei den „geradezu komprimittierenden Mangel der primitivsten Grundeinsichten“ bei „traditionellen Motiven wie Akt, Portrait, Figurenkomposition oder Landschaft“.

Die Schlussfolgerung der Juroren: sie diagnostizieren ein Komplettversagen der akademischen Bildungsinstitutionen. Die Schuld liege nicht bei den jungen Künstlern oder den Kriegs- und Nachkriegswirren, sondern einzig und allein bei den Lehrern. Ist dies als Seitenhieb auf den langjährigen und konsequenten nationalsozialistischen Umbau der Akademien zu lesen? Nur eine „Akademiereform“ könne aus Sicht der Jury hier Abhilfe schaffen.

Stellvertretend für die gesamte Jury unterzeichnet ist das Schreiben von dem

  • Bildhauer, Medailleur, Grafiker und Maler Ewald Mataré (1887-1965) sowie dem
  • Kunsthistoriker und späteren Leiter der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, Hans Konrad Röthel (1909-1982).