Ausstellung und Katalog Ostdeutsche Galerie 1980

Vier Jahre nach dem Tod des Künstlers, 1980, fand in der Ostdeutschen Galerie in Regensburg eine große Ausstellung statt, die erstmals sein Lebenswerk zeigte. Organisiert hat diese Ausstellung der nur ein Jahr ältere Bruder des Künstlers, Dr. Erwin Hölzler.

In mehrjähriger Arbeit erstellte dieser zum einen das Verzeichnis des Gesamtwerks, auf dem – mit Aktualisierungen und Ergänzungen – auch dieses virtuelle Museum basiert. Zu anderen bemühte er sich um eine Ausstellung und fand in Wolfgang Schulz einen Partner, der – neu berufen nach Regensburg – dieser Anregung folgte. Der Kunstkritiker Erich Pfeiffer-Belli verfasste einen ausfühlichen Einführungsartikel im Katalog, der zugleich künstlerische Würdigung wie eine ausführliche Vita umfasst. Ohne diesen Artikel wäre Vieles aus dem Leben des Künstlers heute verloren.

Darüber hinaus sind im Katalog zwei Aufsätze enthalten von Ilse M. Vogel-Knotts und ihrem Mann Howard. Ilse war Schülerin des Künstlers in dessen Berliner Jahren an der „Contempora“-Kunstschule und beste Freundin seiner späteren Frau „Lolla“. Diese vier Personen, die Hölzlers und die Knotts‘ blieben ein Leben lang in tiefer Freundschaft verbunden.

Kunstforum Ostdeutsche Galerie mit Installation von Magdalena Jetelová „Venceremos/Sale“
© Magdalena Jetelová, Foto: Studio Zink Fotografen
zum www.kunstforum.net

Kat. 655: »Im Gedenken an Piranesi« 1974

Alle unten stehenden Fotografien stammen von einer unbekannten Fotografin und wurden im Auftrag von Dr. Erwin Hölzler anlässlich der Ausstellungseröffnung 1980 erstellt. Verwendung ausschließlich zu dokumentarischen und nicht kommerziellen Zwecken. Alle abgebildeten Personen sind seit mindestens 10 Jahren nicht  mehr am Leben.

Eröffnung der Ausstellung in der Ostdeutschen Galerie Regensburg 1980

Dr. Erwin Hölzler in seiner Eröffnungsrede am 24. Januar 1980

Der ältere Bruder des Künstlers Helmut Hölzler (1909-1976). Nach dessen Tod engagierte er sich beim Erstellen des Werkverzeichnisses, der Organisation der Ausstellung in der Ostdeutschen Galerie in Regensburg und – ein Jahr später – in der Ausstellung im Deutschlandhaus Berlin. In dieser Zeit arbeitete er eng mit Dr. Wolfgang Schulz zusammen. In der Zeit seiner Berufstätigkeit, bis 1973, war er zuletzt im Vorstand der SIEMENS AG verantwortlich für den Bereich Forschung und Entwicklung.

Meine Damen und Herren,

vor Ihnen steht der ein wenig ältere und einzige Bruder des Künstlers. Wie Sie dem Ausstellungskatalog und der Impressum-Seite entnehmen, hat mein Bruder in seinem Testament die Hoffnung geäußert, daß für seinen künstlerischen Nachlaß „vielleicht einmal der Moment einer geistigen Nutzung“ kommen könnte. Es versteht sich, daß dieser Wunsch mir ein großer Antrieb war, um eine Ausstellung besorgt zu sein. Nach Jahren der Arbeit, insbesondere am Katalog, ist es nun heute soweit.

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Vielen Dank.

Der Katalog

1980 war Wolfgang Schulz Leiter der Ostdeutschen Galerie Regensburg. In diesem Jahr fand von Januar bis März die Ausstellung zum Lebenswerk von Helmut Hölzler statt.

Einführungstext in den Katalog

Die Zeichnungen von Helmut Hölzler – das bedeutet Kunst gegen den Strom der Vielen, ohne daß der Zeichner elitär genannt werden könnte. Kunst gegen die derzeit aktuellen Tendenzen, seien es nun in die Zukunft Weisende, oder auch nur modische. Ein achtenswertes Gesamtwerk wartet hier auf uns. In seiner Beharrlichkeit, Gutes hervorzubringen, immer wieder in neuen Anläufen nach der noch besseren Gestaltung zu suchen, und in der Konzentrierung der Mittel können Künstler und Werk manch‘ Jungem vorbildlich sein.

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Wolfgang Schulz

Ostdeutsche Galerie

Im Auftrag des Bruders entwickelte drei Jahre nach Hölzlers Tod, 1979, der Kunstkritiker Erich Pfeiffer-Belli, Autor zahlreicher Rezensionen in der Süddeutschen Zeitung, diesen Text, der gleichermaßen eine Biografie wie eine kunstkritische Würdigung des gesamten Werkes  darstellt.

Der Stil, in dem der Text formuliert ist, mag aus heutiger Sicht gelegentlich ein wenig verstaubt anmuten – 70-er Jahre eben. Aber er trifft das Wesen des Künstlers auch aus heutiger Sicht sehr präzise und liefert, gespeist von Information und Erinnerungen des Bruders, eine Beschreibung der Wegs und der Lebensumstände von Hölzler, die sich heute sicherlich nicht mehr so detailliert erstellen ließe.

Über Helmut Hölzler

von Erich Pfeiffer-Belli, München

»Der Mensch wird in der Welt nur das gewahr, was schon in ihm liegt; aber er braucht die Welt, um gewahr zu werden, was in ihm liegt; dazu aber sind Tätigkeit und Leiden nötig.« Das hat Hugo von Hofmannsthal notiert, und er hat damit etwas Allgemeingültiges im Hinblick auf den Künstler formuliert.

Tätigkeit und Leiden umreißen das Spannungsfeld künstlerischen Tuns, sei es Dichten, sei es Malen. Tätig sein und Leid erfahrend hinzunehmen – die Künstler machen beides wahr als ihr tägliches Brot: Heinrich von Kleist und Friedrich Hölderlin, Rembrandt und van Gogh sind Fixsterne erster Ordnung am geistigen Firmament der Menschheit. Doch auch viele andere Himmelslichter sind nach dem gleichen Gesetz angetreten, ohne sie wäre das große kosmische Theater unserer Kunst nicht das, was es ist.

In der bildenden Kunst misst man jeden Künstler, den größten wie auch den kleineren, an dem Ernst, mit dem er seine Tätigkeit ausübt, und an der Fähigkeit, Leid zu erfahren und zu ertragen, will sagen, das Leid umzumünzen, zu sublimieren, es Kunst werden zu lassen, reine Kunst, möge sie noch so bescheiden, so still einherkommen.

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Die beste Freundin Hölzlers Frau „Lolla“, die er in Berlin kennen lernte, war Ilse M. Vogel, eine beeindruckende Persönlichkeit. Sie gab in der Nazizeit Verfolgten Unterschlupf und Unterstützung. Diese prägenden Erlebnisse finden sich in ihrem Buch „Bad Times, Good Friends“, mittlerweile auch in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Über Mut im Untergrund“ erhältlich.

Nach dem Krieg, in Amerika, heiratete Ilse Vogel den Künstler Howard Knotts. Ilse Vogel-Knotts und ihr Mann Howard blieben das ganze Leben mit den Hölzler’s eng befreundet. Im Katalog finden sich von beiden, Ilse und Howard, Texte, die den Künstler aus sehr persönlicher wie auch professionell-künstlerischer Sicht betrachten.

Howard Knotts, 1976:
Deer Skull Variation #53 – with Starlight

Helmut Hölzler, mein Lehrer, mein Freund

von Ilse M. Vogel-Knotts, New York

Müsste ich Helmut Hölzler in wenigen Worten schildern, dann würde ich sagen: Helmut war ein Mensch von großem Ernst und ebenso großer Heiterkeit.

Ein Mensch, der jeden äußeren Zwang verabscheute, aber große Selbstdisziplin übte. Ein Mensch von großer Begabung und Intelligenz, großer Ausdauer und Geduld trotz schwacher Körperkräfte.

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